Material – Mode – Konsum

Themenschwerpunkt der zweiten Woche

Die Transformation der Wirtschaft zu einer Bioökonomie hat schon in viele Branchen Einzug gehalten. Der Modesektor ist ein gutes, facettenreiches Beispiel dafür. Wie kaum eine andere nutzt die Branche nämlich gleich eine Vielzahl an biobasierten Alternativen und Innovationen.   
Diese Bandbreite führt uns in Labore, wo man Hightech-Materialien in der Petrischale heranwachsen lässt, Mikroalgen züchtet und Kleidung mit Enzymen behandelt, um Fusselbildung und blasse Farben zu verhindern. Sie lässt uns in den Kompost schauen, wo sich potentielle Kandidaten für die Herstellung von veganem Leder und geruchsmindernden Fasern tummeln. Und bei einem Waldspaziergang wandeln wir auf Utensilien der Natur, die kreative Modeschaffende zum Einfärben und Gerben unterschiedlicher Materialien nutzen.   

Es existiert eine schnell wachsende, junge Mode-Community, die mutig mit neuartigen Naturmaterialien und alternativen Herstellungsprozessen experimentiert. Manche davon treten schon als kleines Unternehmen in Erscheinung, andere bringen ihre Fähigkeiten vorerst im Rahmen ihres Studiums zum Einsatz.  

Einige dieser kreativen Köpfe sind mit besonderen Einzelstücken in unserer Ausstellung vertreten. Charlett Wenig und Johanna Hehemeyer-Cürten setzen die Rinde unterschiedlicher Bäume für ihre Kreationen ein. Im Falle der Pumps besteht der Absatz aus robuster Robinienrinde, flexibilisierte Rinde von Kiefern nutzte das Duo für ihren prototypischen Poncho. Ein weiterer Prototyp befindet sich gleich daneben. Die Berliner Jungdesignerinnen Marie Klages, Maria-Helena Loheide, Nobahar Majidi und Zoe Zobel haben das braun-schwarze Oberteil

größtenteils aus Spargelresten gefertigt, die Ärmel bestehen aus einer nachhaltigen Holzfaser namens Tencel. Das Karomuster des benachbarten Kleidungsstücks basiert nicht auf einer chemisch hergestellten Farbe. Stattdessen verwenden Essi Johanna Glomb und Rasa Weber hierfür Pigmente von Mikroalgen. Das Batik-Shirt in kräftigem Purpurrot verdankt seine Farbe ebenfalls einem schadstofffreien Naturmaterial: Blauholz. Es entstand bei einem DIY-Workshop im Rahmen des Wissenschaftsjahres Bioökonomie (BMBF). Das filigrane Kleid mit Lochmuster ist eine Anfertigung der Designerin Freya Probst. Sie lässt ihre Kreationen in enger Kooperation mit der Natur aus Wurzeln heranwachsen. 

Die neue, biobasierte Prozess- und Materialwelt zeigt sich immer häufiger auch in den Kollektionen bekannter Modemarken mit mittlerem bis hohem Produktionsvolumen. Dieses Segment ist durch die Exponate im zweiten Rahmen abgebildet. Das Outfit in Creme vereint gleich mehrere Bioökonomie-Aspekte. Das Oberteil ist aus Algenfasern gefertigt und mit einem schützenden Film aus Pfefferminzöl versehen. Der Clou bei den Shorts ist ihr Druck. Die Farbe basiert auf Schmutzpartikeln, die aus der Luft gewonnen werden. Tasche und Halskette in grün bestehen aus dem innovativen Material Malai – ein Verbundstoff, den man aus bakterieller Zellulose gewinnt, die auf landwirtschaftlichen Abfällen der Kokosnussindustrie wächst. Rote Handtasche und grüne Sneaker vereint, dass sie beide aus einer pflanzlichen Lederalternative gefertigt sind. Im Fall der Schuhe hat man sich für den Ausgangsrohstoff an Kakteen bedient, bei der Tasche an Reststoffen aus der Apfelsaftproduktion. Die Rollschuhe bestehen aus tierischem Leder. Ihr Bioökonomie-Kniff: Sie wurden nicht mit chemischen Substanzen, sondern mit pflanzlichen Gerbstoffen behandelt.   

 

Illustration: Miriam Barton

Infos zu ausgewählten Exponaten

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