Boden – Wachsen – Nahrung

Themenschwerpunkt der ersten Woche

Man prognostiziert für das Jahr 2050 bis zu zehn Milliarden Menschen auf der Erde. Schon heute mit knapp acht Milliarden gelingt es nicht, alle mit frischen, nährstoffreichen Nahrungsmitteln in ausreichender Menge zu versorgen. Verantwortlich dafür ist eine komplexe Gemengelage, die wirtschaftliche und politische Aspekte, aber in hohem Maße auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit umfasst. Zusätzliche Brisanz kommt durch fortschreitende Bodenknappheit und die Folgen des Klimawandels hinzu. Hohe Erträge kann ein Boden nur hervorbringen, wenn er genässt und mit Nährstoffen versorgt ist. Zunehmende Hitze- und Trockenperioden sowie intensive Nutzungsformen stehen dem immer mehr entgegen. Das Individuum hat darauf nur wenig direkten Einfluss. Sehr wohl können wir mit unserem Ernährungsverhalten jedoch beeinflussen, wie viel fruchtbarer Boden verbraucht wird. Ein Beispiel: Um ein Schwein aufzuziehen, dessen Fleisch man später für die Herstellung einer Salami verwendet, braucht es etwa neunmal so viel Boden wie für den Anbau von Erbsenschoten. Beide Nahrungsmittel sind proteinreich, der Ressourceneinsatz hingegen sehr unterschiedlich.

Apropos Proteine, weltweit decken die meisten Menschen ihren Eiweißbedarf über tierische Lebensmittel. Pflanzliche Alternativen mit geringerem Ressourcen-Fußabdruck, neben Erbsen etwa Linsen und Edamame, gewinnen stetig an Beliebtheit. In Form von Spaghetti sind letztere sowie viele andere Lebensmittel auf unserem Esstisch der Besonderheiten zu entdecken. Angedeutet ist hier ebenfalls das vielfältige Potential von Pilzen: Kombucha- und sogenannte Vitalpilze kommen für anregende Tees und Kaffeealternativen zum Einsatz, und den hohen Proteingehalt anderer Arten nutzt man für die Herstellung nahrhafter Fleischalternativen.   

Wer es weiterhin tierisch mag, kann zu einer Reihe von Insekten greifen. Mehlwürmer, Grillen und Heuschrecken sind in der EU bereits in der Speisevariante zugelassen. Ihre CO2-arme Aufzucht gelingt auch regional und auf kleinstem Raum. Ihr Futter wandeln sie effizienter um als andere Tiere und sie sind reich an Proteinen mit einem hochwertigen Aminosäureprofil. All diese Eigenschaften teilen sie sich mit Weinbergschnecken. Pur mit Butter oder als Kaviar sind sie in Deutschland noch eine exotische Ausnahme.  

Quallen und Queller – ebenfalls zwei Exoten auf deutschen Tellern. Während letztere trotz des hohen Salzgehaltes auf sandigen Böden am Meer gedeihen, gelten Quallen als Überlebenskünstler inmitten des Meeres. Auch sie sind nährstoffreich und gedeihen ressourcenschonend.   

Was und wie wir essen, könnte sich in Zukunft stark verändern. Auch der Trend zum Selbermachen ist in die Küchen zurückgekehrt. Ganz traditionell nutzen wir auf unserem Esstisch die Fermentation, um veganen Joghurt zuzubereiten. Wir züchten Pilze auf Kaffeesatz und verwenden eine moderne App, um Salat im Mini-Garten bestmöglich mit Licht und Nährstoffen zu versorgen.   

Moderne Technik ist ebenso beim 3D-Druck am Werk. Wird man ihn in Zukunft als kleine Küchenvariante einsetzen, um aus vermengten Mehlwürmern einen falschen Hasen oder aus Algen-Filament Meeres-Pasta zu zaubern? Was in manchen Augen eher eine Spielerei ist, hat durchaus ernsthafte Anwendungsmöglichkeiten. Im Kranken- und Pflegebereich kann 3D-Druck künftig dafür sorgen, appetitliche, leicht kaubare Speisen herzustellen, etwa einen künstlichen Hähnchenschenkel aus echtem Hähnchen.   

Illustration: Miriam Barton

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